Kritik & Unser Fazit:
Dass es Roland Emmerich auch mal ruhiger angehen kann, weiss man dank Anonymous. Der Independence Day-Regisseur lässt es auf der grossen Leinwand zwar nach wie vor gerne krachen, aber er scheint dennoch so langsam ein Faible für kleinere Filme zu entwickeln - bestes Beispiel dafür ist sein eigens finanzierter 'Stonewall', eine semi-fiktionale Nacherzählung rund um die Stonewall-Krawalle an der New Yorker Christopher Street im Jahr 1969. Dort wo die moderne Schwulen- und Lesbenbewegung ihren Anfang nahm erzählt Emmerich, selbst offen schwul, eine Story aus der Sicht des für den Film erfundenen Danny: Jung, schwul und von den eigenen Eltern wegen seiner Homosexualität verstossen und damit, zumindest aus der Sicht von Emmerich & Co., die perfekte Projektionsoberfläche um die damaligen Ereignisse dem heutigen Publikum näherzubringen. Dumm nur, dass man von den wahren Begebenheiten stark abweicht.

Das hat dem Film sehr viel Kritik eingebracht - zurecht, muss man sagen, denn auch wenn es lobenswert ist, dass Emmerich das Thema für ein Mainstream-Publikum aufbereitet, dann hätten die Macher rund um den deutschen Filmemacher durchaus etwas mehr Mut beweisen dürfen.

So bekommt man es mit einer Story rund ums Erwachsenwerden und das Coming-Out zu sehen, wie man sie in- und auswendig kennt. Keine Frage: Die Geschichte von Danny ist altbekannt und könnte kaum vorhersehbarer sein, aber zumindest dürften sich junge Homosexuelle mit der fiktionalen Figur noch einigermassen identifizieren können und sich auch nicht so sehr daran stören, dass sich Emmerich einerseits zu viel Zeit für seine etwas blasse Hauptfigur nimmt, und andererseits nicht nur die restlichen Nebenfiguren, sondern auch die Krawalle und deren Auswirkungen viel zu kurz kommen. Als Geschichtsstunde funktioniert der Film jedenfalls nicht wirklich und wenn überhaupt, dann macht er höchstens Lust darauf, sich etwas eindringlicher mit den damaligen Ereignissen und ihren nachhaltigen Auswirkungen auseinanderzusetzen.

Trotz den Schwächen beim Drehbuch und der Inszenierung ist 'Stonewall' aber nicht ganz so schlecht wie sein Ruf, im Gegenteil: Der Film ist, trotz der ein oder anderen Länge, kurzweiliger als was man es denken könnte und was der Film an Dramaturgie und Wahrheitsgehalt vermissen lässt, wird durch die stimmige Atmosphäre ausgeglichen. Diese fängt den Charme der späten '60er Jahre überaus gut ein. Kommt hinzu, dass die Darsteller gute Arbeit leisten und trotz der Klischeehaftigkeit ihrer Rollen durchaus zu überzeugen wissen. So bleibt's bei einem Film, der seine Figuren und die damaligen Ereignisse viel zu oberflächlich behandelt und sein Potential nicht auszuschöpfen weiss, aber als leicht verdauliche Semi-Biografie besser funktioniert, als zunächst gedacht. Trotzdem ist Emmerich bei seinen Katastrophenfilmen besser aufgehoben.

In technischer Hinsicht macht der Film auf der hier vorliegenden Blu-ray eine sehr gute Figur und wenn überhaupt, dann muss man nur ein paar stilmittel- bzw. quellbedingte Abstriche machen. So wirkt das Bild aufgrund der starken (meist gelblichen) Filterung gelegentlich ein bisschen flacher, weist ansonsten aber gute Werte auf und verströmt dennoch genug High-def Feeling. Der Ton ist, wie üblich bei diesem Genre, nicht allzu spektakulär und kommt nur gelegentlich ein bisschen surroundlastiger daher, hinterlässt grundsätzlich aber einen guten Eindruck. Von den Bonus-Features kann man das wiederum nicht unbedingt sagen, denn auf