Kritik & Unser Fazit:
Wer war William Shakespeare wirklich? Das ist eine Frage, die sich die Gelehrten schon seit geraumer Zeit stellen und die immer wieder Anlass zu Spekulationen, Diskussionen und vor allem hitzigen Debatten liefert. Dass sich aber ausgerechnet Weltuntergangs-Spezialist Roland Emmerich in einer filmischen Fassung damit auseinandersetzen sollte, ist dann doch eine Überraschung - schliesslich ist der deutsche Export-Regisseur nicht gerade für die feinen Künste bekannt. Andererseits braucht man doch ein grösseres Ego, wenn man einige der fast abstrus wirkenden Behauptungen in 'Anonymus' auf die Leinwand bringen möchte - was Emmerich wiederum zum idealen Kandidaten macht. Und man muss zugeben, dass er den Wechsel ins ernsthafte Fach mit Bravour meistert und die komplexe Story auf packende und zudem gut verständliche Weise inszeniert.

Das heisst allerdings nicht, dass man sich 'Anonymus' nebenbei ansehen sollte. Viele Gesichter und Namen müssen eingeprägt werden um die Entwicklungen zu verstehen und die eingestreuten Flashbacks machen das Ganze nur sehr bedingt einfacher.

Nicht einfacher - aber umso plausibler. Denn man muss zugeben, dass die Thesen um Shakespeare's mögliche wahre Identität überaus interessant sind - und zumindest im Kern sogar ein Fünkchen Wahrheit verborgen sein könnte. Die zusätzliche Verbindung zum englischen Königshaus macht den Film zudem umso spannender und zeigt gekonnt auf, welche Intrigen am damaligen Hof von Königin Elizabeth I. geherrscht haben müssen. Am interessantesten ist der Film aber vor allem im Bezug auf die Darstellung des damals immer populärer werdenden Theaters, dessen Einfluss auf das Volk von der Aristokratie mit allen Mitteln bekämpft worden ist. So mag man von den hier aufgestellten Theorien halten was man will, aber zumindest gelingt es Emmerich ein stimmiges und akkurates Bild der elizabethanischen Gesellschaft zu zeichnen.

Das gelingt ihm einerseits dank des gelungenen Drehbuchs (das die Werke von William Shakespeare's schätzt und wie eine Art Hommage an den Meister funktioniert), und andererseits dank der detailverliebten Ausstattung - und nicht zuletzt, da Emmerich für 'Anonymus' eine ausgezeichnete Besetzung zusammenstellen konnte. Nebst einigen neuen und wenig bekannten Gesichtern greift er u.a. auf Rhys Ifans zurück, der als der wahre Autor von Hamlet, 'Romeo & Julia' & Co., eine sehr gute Figur macht. Das Mutter / Tochter-Gespann bestehend aus Vanessa Redgrave und Joely Richardson, die hier passenderweise jeweils die ältere und die jüngere Version von Elizabeth I. spielen, sind rein darstellerisch aber das wahre Highlight - und werten den Film zusätzlich auf. So mag man von Emmerich und seinen früheren Filmen und von den hier aufgestellten Thesen halten was man mag, aber als Film funktioniert 'Anonymus' erstaunlich gut.

In technischer Hinsicht spielt 'Anonymous' (Originaltitel) ebenfalls in der oberen Liga und kann auf Blu-ray mit einer sehr hochwertigen Bild- und Tonqualität überzeugen. Beim Bild sind die vorhandenen Mankos, die grösstenteils stilmittelbedingten Ursprungs sein dürften, kaum der Rede wert - und somit wäre dann auch für genügend High-def Feeling gesorgt. Der Ton ist allerdings das wahre Highlight dieser Disc, denn der (für ein historisches Drama überraschend) aktive Surround-Ton punktet mit einer sehr präzisen, wenn auch vielfach nur subtilen Direktionalität und Räumlichkeit. Die komplett in hochauflösender Qualität vorliegenden Extras runden den guten Gesamteindruck passend ab und liefern nicht nur gute Einblicke in die Entstehung des Films,