Kritik & Unser Fazit:
Hinter 'Tully' steckt das gleiche Team, das im Jahr 2011 den Film Young Adult geschaffen hat und während vor der Kamera erneut Charlize Theron für eine namhafte Präsenz sorgt, sind es hinter der Kamera der Regisseur Jason Reitman und die Drehbuchautorin Diablo Cody. Es ist vor allem Codys ganz eigene Handschrift, die auch bei diesem Projekt sofort erkennbar ist, denn einmal mehr wird eine Geschichte erzählt, die einerseits direkt aus dem Leben gegriffen scheint, andererseits auch ein bisschen skurril daherkommt. In 'Tully' geht es um eine US-amerikanische Mittelklasse-Familie bei der so langsam alles aus dem Ruder läuft und die hochschwangere Mutter je länger je mehr mit ihrem Leben überfordert, aber auch gelangweilt ist. Abhilfe schafft eine Night Nanny die jede Nacht für etwas Ruhe und Stabilität im chaotischen Haushalt sorgt.

Geichzeitig wird die junge, von Mackenzie Davis gespielte Tully aber auch zur emotionalen Stütze und bringt frischen Wind ins Leben von Charlize Therons Mutterfigur. Es bildet sich eine Freundschaft zwischen den beiden Frauen, die allerdings nicht nur positive Auswirkungen hat.

Das hört sich fast so an, als ob hinter 'Tully' mehr als nur ein komödiantisches Drama steckt und tatsächlich hat der Film auch noch eine besondere Art von Twist zu bieten - der tatsächlich für einen Aha-Moment sorgt - aber das ist nicht der eigentliche Aufhänger. Im Grunde ist es ganz einfach ein Film, der das etwas aus der Bahn geratene Leben einer Familie beobachtet und sich zudem mit postnataler Depression beschäftigt. Tatsächlich ein sehr ernstes Thema das in 'Tully' weder belächelt noch völlig überzeichnet dargestellt wird, die ungewöhnliche Herangehensweise es jedoch erlaubt, die Thematik in einer etwas leichter zugänglichen Verpackung dem Publikum näher zu bringen. Keine leichte Aufgabe, doch Reitman und Cody meistern den Balanceakt gut.

Hilfreich sind natürlich die hervorragenden darstellerischen Leistungen von den Darstellerinnen. Theron beweist wieder mal Mut zur Hässlichkeit und liefert damit eine Darstellung ab, die für das Publikum überaus nachvollziehbar und identifizierbar ist - und zwar nicht nur für die weiblichen Zuschauer. Davis bekommt vielleicht etwas weniger zu tun, hinterlässt aber dennoch einen bleibenden Einruck - nur schon, weil das Zusammenspiel mit Theron kaum harmonischer sein könnte. Das ist aber auch eine Grundvoraussetzung, denn sonst würde 'Tully', auch nochmals im Bezug auf den bereits angesprochenen Twist, schlicht und einfach nicht funktionieren. Alles in allem ein schonungsloser, sehr ehrlicher Einblick in die moderne Elternschaft der trotz seiner zuweilen durchaus heiklen Thematik erstaunlich unterhaltsam, ja sogar recht kurzweilig ist.

Dass der Film auch in technischer Hinsicht gut abschneidet, ist zusätzlich erfreulich. So erwartet einen bei der hier vorliegenden Blu-ray ein zwar nicht gerade spektakuläres, aber durchgehend gutes und zuweilen auch recht hochwertiges Bild ohne grössere Schwächen. Beim Ton sieht es bzw. klingt es ähnlich, denn auch hier gilt: Zwar alles andere als spektakulär und ausserdem nicht allzu räumlich, aber zum Film passt es und rein qualitativ gibt's nichts zu meckern. Beim Bonusmaterial gibt's dafür weniger Grund zum Lob, denn mehr als ein kurzes und zudem recht