Kritik & Unser Fazit:
Dem Thriller-Genre neue Seiten abzugewinnen, ist mittlerweile schwer geworden - und wenn man es genau nimmt, dann liefert auch Regisseur Denis Villeneuve mit 'Prisoners' nur ein geringes Mass an Originalität ab. Vielmehr sind es die Details, die den Film des kanadischen Regisseurs dermassen packend und intensiv machen. Die Entführung von zwei kleinen Mädchen mag schon grausam genug sein, aber das nicht nur die Täter, sondern auch die Opfer - in diesem Fall vor allem der Vater des eines Mädchens - die Grenzen der menschlichen Abgründe ausloten, ist schon ziemlich starker filmischer Tobak. Dabei stellt der bedrückend, aber dennoch sehr stimmig inszenierte Film nicht nur die Suche nach den beiden Mädchen in den Vordergrund, sondern durchleuchtet auch das seelische Innenleben seiner Protagonisten auf sehr präzise Art und Weise.

Fast ein bisschen zu präzise könnte man sagen, denn mit seiner Laufzeit von über 150 Minuten hat 'Prisoners' vor allem im Mittelteil, wenn der Fokus von den verzweifelten Eltern hin zur eigentlichen Polizei-Arbeit schwenkt, mit ein paar Längen zu kämpfen.

Hier und dort ein paar Straffungen würden dem Film, der vorgibt, etwas komplexer zu sein, als was er es schlussendlich ist, nicht schaden - vor allem deswegen nicht, weil das erste Drittel mit seiner hervorragenden Figuren-Charakterisierung kaum besser sein könnte. Vor allem der von Hugh Jackman äusserst intensiv gespielte Familienvater sorgt auch beim Zuschauer für einen moralischen Twist und man muss sich automatisch fragen, wie man in einer solchen Extremsituation selber handeln würde. Jackmans Figur macht, trotz innerer Zweifel, keine Kompromisse und so sind die ausgedehnten Folter-Sequenzen alles andere als einfach zu verdauen, verfehlen dafür aber auch nicht im geringsten ihre grausame Wirkung - auch wenn dabei die eigentliche Polizei-Arbeit und die eigentliche Suche nach den Kindern ein bisschen in den Hintergrund gedrängt wird.

Vielleicht ganz gut so, denn diese büsst aufgrund einiger kaum nachvollziehbaren, und zum Teil auch konstruiert wirkender Ermittlungsfehler viel Glaubwürdigkeit ein. Dass der Film auch in seinen langatmigeren Momenten dennoch nervenzerreissend spannend ist, verdankt er der guten Balance der verschiedenen Elemente und der hervorragenden, bis in die kleinste Nebenrolle grossartig und sehr namhaft besetzte, Darsteller-Riege. Da verzeiht man es 'Prisoners' auch gerne, dass man zum Schluss dann doch noch ein paar altbekannte Thriller-Klischees aus dem Hut zaubert. Das etwas abrupte und zudem offen gelassene Ende könnte man im ersten Augenblick in den falschen Hals kriegen, zeigt dafür aber auf, dass Regisseur Villeneuve es weder seinen Figuren, noch seinen Zuschauern allzu leicht machen will und damit umso mehr zum Nachdenken anregt.

'Prisoners' ist aber nicht nur ein hochspannender und überaus fordernder Psycho-Thriller, sondern auch ein Film, der in technischer Hinsicht auf hohem Niveau angesiedelt ist. Auf Blu-ray punktet der letztjährige Kino-Erfolg, der nicht nur beim Publikum, sondern auch den Kritikern hervorragend ankam, mit einem hervorragenden Bild an dem es so gut wie nichts auszusetzen gibt. Das hohe Mass an High-def Feeling beim Bild ist beim ebenso hochwertigen Ton, der mit einer subtilen, aber sehr feindetaillierten Surround-Atmosphäre glänzt, genauso vorhanden - und sorgt für ein umso intensiveres Thriller-