Originaltitel:	Kokuriko-zaka kara
Veröffentlichung:	2. Mai 2014
Studio / Verleih:	Universum Film
Produktionsjahr:	2011
Länge:	91 min.
Altersfreigabe:	Freigegeben ohne Altersbeschränkung
Artikel-Jump: Story | Bild | Ton | Extras | Kritik & Fazit

Die Story:
Yokohama im Jahr 1963. Allmorgendlich hisst die 17-jährige Schülerin Umi die Signalflagge, um damit auf den Hügeln über dem Hafenviertel vorbeiziehende Schiffe zu kontaktieren - in Treue zu ihrem seit frühen Kindheitstagen im Koreakrieg verschollenen Vater. Darüber verfasst der ältere Mitschüler Shun einen Artikel in der Schülerzeitung, und Umi verliebt sich während der Renovierung des wegen der Olympiade vom Abriss bedrohten Schüler-Clubhauses in ihn. Ein bisher gut gehütetes Familiengeheimnis, das sowohl Umi, als auch Shun betrifft, droht die sich anbahnende Romanze zu beenden...

Kritik & Unser Fazit:
Das japanische Studio Ghibli mag seinen guten Ruf, der weit über die Grenzen von Japan hinausreicht, hauptsächlich mit Animationsfilmen aufgebaut haben, die sich mit fantastischen und mystischen Themen auseinandergesetzt haben. Trotzdem lässt es sich das Traditionsunternehmen nicht nehmen, immer mal wieder von diesem Konzept abzuweichen und in ihren (nach wie vor handgezeichneten) Trickfilmen ganz simple, fast schon alltägliche Geschichten zu erzählen. 'Der Mohnblumenberg' ist nach dem in den '90er Jahren veröffentlichten Stimme des Herzens ein regelrechtes Paradebeispiel dafür und zeigt auf, dass auch in einem solchen Film noch jede Menge vom Ghibli-Charme stecken kann - auch wenn der Film, der auf einer Manga-Vorlage basiert und dessen Drehbuch von Hayao Miyazaki mitgeschrieben wurde, nicht gerade massentauglich ist.

Kurioserweise deshalb nicht massentauglich, weil 'Der Mohnblumenberg', anders als die meisten Animationsfilme, stark in der Realität verwurzelt ist und in einem Yokohama des Jahres 1963 angesiedelt ist, das trotz Zeichentrick-Umsetzung authentisch wirkt.

Die Geschichte selbst ist, trotz eines kleines Twists, relativ simpel und beleuchtet auf unvoreingenommene Art und Weise den Alltag eines jungen Mädchens. Nebst einer kleinen Romanze dreht sich der Film vor allem um den Abriss eines Schüler-Clubhauses und zeigt auf, wie sich die damalige japanische Nachkriegs-Gesellschaft mit alten und neuen Werten auseinandersetzte - was interessanterweise eine Parallele zu aktuellen Ereignissen schafft, denn nach der verheerenden Erdbeben-Katastrophe im Jahr 2011, der Film wurde nur wenige Monate danach veröffentlicht, sah sich das moderne Japan ebenfalls mit einem Neuanfang konfrontiert. Das verleiht dem Film automatisch mehr Gewicht - auch wenn dieser Nebeneffekt von den Machern wohl nie beabsichtigt war.

'Der Mohnblumenberg', der im japanischen Original als 'Kokuriko-zaka kara' bekannt ist, profitiert davon aber ungemein. Der Film mag zwar eine Weile brauchen um in die Gänge zu kommen, aber dank der sympathischen Hauptfiguren, mit denen man sich - wie üblich beim Studio Ghibli - auch als westlicher Zuschauer identifizieren kann, lassen einen über die ein oder andere Schwäche, zu denen auch sonst ein eher gemächliches Erzähltempo gehört, gerne hinwegsehen. Regisseur Goro Miyazaki tut sich nach Die Chroniken von Erdsee zwar nach wie vor ein bisschen schwer damit, in die Fussstapfen seines Vaters zu treten, aber der langsam von Statten gehende Generationenwechsel beim Studio Ghibli scheint dennoch in eine vielversprechende Richtung zu gehen.

Inhaltlich kommt 'Der Mohnblumenberg' vielleicht nicht an die früheren Meisterwerke ran, aber die visuelle Umsetzung lässt praktisch keine Wünsche offen und kommt nicht nur im typischen Studio Ghibli-Stil, sondern auch in der gewohnt hochwertigen Qualität daher. Das macht sich auf der hier vorliegenden Blu-ray sehr positiv bemerkbar und sorgt für einen Bildeindruck, der zwar nicht unbedingt referenzwürdig, aber auf sehr hohem Niveau angesiedelt ist. Der Ton ist vielleicht nicht gerade das, was man als spektakulär bezeichnen kann, aber trotz einer etwas stärkeren Frontlastigkeit weiss