Kritik & Unser Fazit:
Wenn man an Regisseur Frank Capra denkt, dann kommt einen in der Regel als erstes It's a Wonderful Life in den Sinn. Keine Überraschung wenn man bedenkt, welchen Stellenwert der Weihnachtsfilm-Klassiker in der Geschichte von Hollywood hat. Dabei geht leider aber vielfach vergessen, dass Capra verschiedene andere Filme inszeniert hat die kinohistorisch wichtig sind und zudem zurecht als Klassiker gelten. Das beste Beispiel dafür ist seine Verfilmung von 'Lost Horizon': Der Film, der in deutschsprachigen Gefilden als 'In den Fesseln von Shangri-La' bekannt ist, weicht rein genremässig von Capras anderen Filmen zwar stark ab und kommt nur schon rein optisch opulenter und grösser daher, erzählt aber dennoch eine persönliche Story bei der philosophische und pazifistische Elemente - also Markenzeichen von Capra - nicht fehlen.

Bevor man aber überhaupt über die Umsetzung der Story sprechen kann, muss man auf die - vor allem für damalige Verhältnisse - grossartige Optik des Films eingehen. Kein Wunder gewann 'Lost Horizon' seinerzeit den Oscar für die beste Ausstattung, denn der Film sieht grossartig aus und punktet mit riesigen Sets, die die Schönheit von Shangri-La bestens aufzeigen - und das, ohne komplett übertrieben zu wirken, denn Capra versteht es, seiner Verfilmung von James Hiltons Buchvorlage eine natürliche Qualität zu verleihen. Grosse Action hat der Film, vor allem im Vergleich mit heutigen Produktionen, nicht zu bieten, aber dennoch kommt in 'Lost Horizon' viel Abenteuergeist auf und es überrascht nicht, dass der Film viele andere Filme inspirierte.

So kann man z.B. gut erkennen, dass die Flucht per Flugzeug zum Anfang des Films als eine Art Vorlage für die Eröffnungssequenz für den zweiten Indiana Jones-Films diente und der Film in den letzten 80 Jahren auch sonst seine Spuren in verschiedenen Produktionen hinterlassen hat.

Mit heutigen Produktionen ist 'Lost Horizon' aber trotzdem nicht vergleichbar, denn dafür kommt der Film dann doch etwas zu gemächlich daher und entwickelt vor allem im letzten Drittel ein paar Längen. Dafür hat die Aussage des Films nichts an Relevanz eingebüsst und gerade seine pazifistischen Ansätze, die zuweilen auch ein bisschen naiv wirken können, sprechen zusätzlich für den Film. Kommt hinzu, dass die Darsteller einen weitestgehend guten Eindruck hinterlassen und nur selten vom überschwänglichen Dekor des Films in den Hintergrund gerückt werden. Wie gesagt: Nicht der erste Film, der einem beim Namen Frank Capra in den Sinn kommt, aber seinen Status als wichtiger Klassiker hat der Film, der seinerzeit sein Budget weit überschritt und fast viermal soviel wie jeder andere Columbia Film aus dieser Zeit kostete, mehr als verdient.

Unglaublich also, dass den Film ein ähnliches Schicksal wie Fritz Langs 'Metropolis' ereilte und jahrzehntelang keine vollständige Version des Films existierte. Das originale Kameranegativ ist zwar zerstört, aber dank einer aufwendigen 4K Digital-Restauration liegt der Film nun in einer fast kompletten Form vor bei der lediglich sieben Minuten Bildmaterial fehlen. Aufgrund der unterschiedlichen Quellmaterials ist die Bildqualität zwar sehr wechselhaft, aber den Umständen entsprechend dennoch überzeugend. Das gleiche gilt für den Ton der sowohl in der (neuen) deutschen Synchronfassung, als auch im englischen Original deutlich besser klingt als was man