Kritik & Unser Fazit:
Nein, mit der griechischen Mythologie nimmt es die Disney-Version von 'Hercules' nun wirklich nicht so genau - im Gegenteil sogar: Das Arielle, die Meerjungfrau-Regieduo bestehend aus Ron Clements und John Musker scheren sich einen regelrechten Dreck darum und bedienen sich auf äusserst muntere und zudem freche Art und Weise bei allem möglichen griechischen Sagen und Legenden. Eine recht aussergewöhnliche Mischung aus althergebrachten Versatzstücken die nicht nur mit einer Prise Gospel-Musik, sondern gleich noch einer beachtlichen Portion modernem Humor angereichert wird - was das Publikum während der Kinoauswertung des Films vielfach irritierte. 16 Jahre später merkt man aber umso mehr, wie sehr die Macher von 'Hercules' ihrer Zeit voraus waren und einen Film geschaffen haben, der sich hervorragend gehalten hat.

So sehr der Film bzw. sein Humor (vollkommen bewusst, aber auf dennoch zeitlose Art) mit den '90er Jahren verknüpft ist, so könnte er sich auch kaum besser ins griechische Götter-Szenario einfügen das hier für einmal alles andere als angestaubt inszeniert wird. Überhaupt basiert fast alles an 'Hercules' auf Gegensätzen - und genau so, wie sich die sehr gegensätzlichen Figuren von Hercules und Meg anziehen (und diese Liebe dennoch funktioniert und auch glaubwürdig rüberkommt), so sehr widersprechen sich andere Elemente des Films. Gerade das macht den im Jahr 1997 veröffentlichten Film aber auch heute noch frisch - nicht zuletzt, da die Musik von Alan Menken kaum mitreissender sein könnte und dank ihrer Gospel-Elemente einen Gegenpol liefert.

Kommt hinzu, dass sich die Macher bei Disney in der Darstellung der (zum Teil ziemlich düsteren) griechischen Mythenwelt so richtig austoben konnten und vor allem bei den Nebenfiguren wie Hades, Satyr Phil und den Titanen ihrer Kreativität freien Lauf liessen.

Überhaupt zeigt sich einmal mehr, dass auch dieser Film weniger von seiner Hauptfigur, und umso von seinen Nebenfiguren lebt - insbesonders Hades, dem dunklen Fürst der Unterwelt, der im englischem Original von einem wunderbar übertriebenen James Woods gesprochen wird und die Figur damit zu einem der besten bösen Buben in der Geschichte des Disney-Animationsfilms macht. Spätestens wenn sich Disney selbst auf den Arm nimmt und nicht einmal davor zurückschreckt, den Merchandise-Wahn der eigenen Filme indirekt zu kritisieren, dann weiss man, dass 'Hercules' zu der Art Disney-Filmen gehört, die man als ein bisschen weniger massentauglich einstufen muss - aber gerade das macht den Film umso sehenswerter, vor allem für ein älteres Publikum!

'Hercules', der übrigens - trotz diverser düsterer Momente - auch für's junge (Ziel-) Publikum bestens geeignet ist, hat zudem den Vorteil, auf der hier vorliegenden Blu-ray Disc Umsetzung mit einer hervorragenden Bild- und Tonqualität zu glänzen. Beim Bild darf man sich hier sogar über Referenzwerte freuen und bekommt, trotz (minimaler) Kompressionsartefakte, eine der besten 2D-Handzeichentrick-Präsentationen geboten die es bisher auf Blu-ray zu sehen gab. Der Ton steht dieser Vorzeige-Präsentation in fast nichts nach und kommt für eine '90er Jahre-Produktion sogar deutlich hochwertiger