Kritik & Unser Fazit:
Die 6. Staffel stellt einen Wendepunkt in der bisherigen TV-Geschichte von 'Game of Thrones' dar, denn die Showrunners David Benioff und D.B. Weiss können sich nicht mehr länger an der Romanvorlage von Autor George R.R. Martin orientieren. In wie weit sich die TV-Fassung von dem noch zu publizierenden Roman unterscheidet, wird sich erst noch herausstellen, aber zumindest liefert die Serie nun auch für Fans der Buchvorlage jede Menge Überraschungen - auch wenn einige Entwicklungen nicht ganz unerwartet sind. Dazu gehört in erster Linie die Auferstehung von Jon Schnee, denn mit dem damals unerwarteten Tod des Kommandanten der Nachtwache hat man die Fans in der 5. Staffel mit einem fiesen Cliffhanger zurückgelassen. So richtig hat jedoch niemand an den endgültigen Tod der für die Serie essentiellen Figur geglaubt.

Für die neuesten Entwicklungen in Westeros lassen sich die Macher zunächst ein bisschen Zeit, aber es fällt positiv auf, dass die Handlung weniger in die Länge gezogen wird als es bei der 5. Staffel der Fall war - wobei man vor allem zum Ende hin nochmals deutlich einen drauf legt.

Und wie man das tut! Zwar haben bereits Episoden 1-8 von Staffel 6 einige Highlights zu bieten und es gibt sogar Andeutungen was die wahre Herkunft von Jon Schnee betrifft, aber mit den beiden finalen Episoden gehen die Macher nochmals einen gewaltigen Schritt weiter und liefern TV-Unterhaltung im Kino-Format ab. Mit 'Die Schlacht der Bastarde' (Ep. 9) bekommt man die bisher aufwendigste Episode der Serie zu sehen: Ein epischer Kampf auf dem Schlachtfeld der so mitreissend inszeniert wurde, dass Erinnerungen an die Eröffnungssequenz von 'Saving Private Ryan' wach werden. Dass Daenerys zudem ihre Drachen zu ihren Gunsten einsetzen kann, wird ebenfalls so manchem Fan beigeistern. So mitreissend die grossen Setpieces inszeniert wurden, es ist einmal mehr die Entwicklung der Figuren, die 'Game of Thrones' so faszinierend macht.

Das beste Beispiel dafür ist Sansa die zusehends ihr Schicksal in die eigenen Hände nimmt. Währendessen verfolgt Cersei Lannister, wie immer wunderbar intrigant von Lena Headey gespielt, einen sinistren Racheplan der dermassen verteufelt ist, dass man nicht drum herum kommt, sich über ihren Sieg zu freuen - auch wenn sie für diesen Triumph einen hohen Preis zahlen muss. Zudem lässt einen das Wiedersehen mit Bran die bisherigen Ereignisse der Serie hinterfragen. Man merkt also, dass 'Game of Thrones' auch ohne Quellmaterial noch einiges zu bieten hat und immer wieder zu überraschen weiss - vielleicht sogar mehr denn je. Da verzeiht man der Staffel dann auch gerne den ein oder anderen langatmigen und weniger interessanten Subplot, wie die - zumindest derzeit unnötig wirkende - Rückkehr von Sandor Clegane oder die mittlerweile nicht mehr synchron ablaufende Zeitlinie der verschiedenen Charakter-Geschichten.

Alles in allem eine deutliche Steigerung zur zwar auch gelungenen, aber inhaltlich schwächeren Vorgänger-Staffel und einmal mehr der Beweis, dass 'Game of Thrones' zum mit Abstand besten gehört, was man derzeit im Fernsehen zu sehen bekommt. Ganz grosses Kino im Serien-Format!

Die hohe inhaltliche Qualität der Serie spiegelt sich auch in der technischen Umsetzung des hier vorliegenden 4-Disc Blu-ray Sets wider. Bildtechnisch stehen die zehn Episoden der 6. Staffel den Vorgänger-Staffeln in fast nichts nach und begeistern mit einer grossartigen, zum Teil sogar fast referenzwürdigen Qualität. Ein paar weichere (VFX-) Shots und z.T. gut sichtbare Banding-Artefakte sind die einzigen Mankos. Nur schade, dass der deutsche Ton als eingeschränkte Dolby Digital 5.1-Tonspur vorliegt und im Vergleich zum englischen Atmos- bzw. True HD 7.1-Ton wie ein laues Lüftchen klingt. Als kleiner Ausgleich zum (im Prinzip enttäuschenden) deutschen Ton