Kritik & Unser Fazit:
Mit 'Der Fall Collini' nimmt sich Regisseur Marco Kreuzpaintner, einem breiten Publikum dank seinem Film 'Sommersturm' bekannt, dem gleichnamigen Roman-Bestseller von Autor Ferdinand von Schirach an. Entstanden ist ein Krimi-Drama, das sich nur selten wie einer dieser typischen deutschen Produktionen anfühlt und in seiner zuweilen unterkühlten und zurückhaltenden Machart an die Filme von David Fincher erinnert - was durchaus ein Pluspunkt ist. Vor allem aber weiss 'Der Fall Collini', der stellenweise fast so rüberkommt als könnte es sich um eine wahre Geschichte handeln, immer wieder zu überraschen - auch wenn man sich von vornherein im Klaren sein sollte, dass der eigentliche Krimi- / Thriller-Aspekt dann eben doch deutlich weniger ausgeprägt ist, als was man es nach dem ersten Drittel des Films zunächst vermuten würde.

Dementsprechend steht hier das Familiendrama im Vordergrund und die persönliche Beziehung des von Elyas M'Barek gespielten Anwalts zum Mordopfer ist der Aufhänger, der für Spannung sorgt. Dabei muss man sich jedoch eines kleinen Kunstgriffs (= diversen Flashbacks) bedienen.

Das funktioniert recht gut, sorgt aber stellenweise - vor allem während dem ersten Drittel - für ein paar Längen. Auch sonst schleicht sich immer mal wieder die ein oder andere langatmigere Stelle ein und man hat das Gefühl, dass der Film immer dann ausgebremst wird, wenn die Handlung ein bisschen Fahrt aufnimmt. Das gilt ganz besonders für das Ende, dass, gefolgt von einer packenden und hervorragend gespielten Gerichtsverhandlung (mit einem grandiosen Heiner Lauterbach), einem mit einem etwas unbefriedigendem Gefühl zurücklässt - vor allem auch, weil der Film nicht nur ganz bewusst deutsche Vergangenheitsbewältigung betreibt, sondern ganz konkret einen dunklen Klecks in der deutschen Gesetzgebung anprangert.

Alles lobenswert und tatsächlich auch recht packend, aber manchmal verliert der Film ein bisschen den Faden und weiss nicht so recht, was er sein will. Darüber sieht man jedoch aus einem bestimmten Grund gerne hinweg: Den Schauspielern. Dank Elyas M'Barek in einer für in ungewöhnlichen Rolle und einer namhaften Nebenbesetzung bestehend aus dem bereits erwähnten Lauterbach und einer ebenso überzeugenden Alexandra Maria Lara bleibt man auch dann dran, wenn der Film Gefahr läuft, ein wenig aus dem Ruder zu laufen - was dann aber weniger an Kreuzpaintners Inszenierung, und mehr an der Romanvorlage liegt. Das Highlight: Ein wortkarger Franco Nero der, trotz wenig Leinwandzeit, besonders viel Eindruck hinterlässt.

Trotz der vorhandenen Schwächen aber ein Film der sehr gut zu unterhalten und stellenweise auch zu packen weiss und beweist, dass der deutsche Kinofilm eben doch auf internationalem Niveau spielen kann und nicht immer nur aus dümmlichen Romantikkomödien bestehen muss.

In technischer Hinsicht macht 'Der Fall Collini' auf der hier vorliegenden Blu-ray von Constantin Film einen sehr guten Eindruck. Dabei hat das z.T. recht stark gefilterte, aber dennoch natürlich wirkende Bild den Vorteil, über eine hervorragende Schärfe- und Detailzeichnung zu verfügen und allgemein viel High-def Feeling auszustrahlen. Der Ton hinterlässt ebenfalls einen guten, wenn auch nicht übermässig spektakulären Eindruck und sorgt mit seinen subtil gehaltenen Surround-Effekten und der clever eingesetzten Musik für eine gute Räumlichkeit. Die Extras