Kritik & Unser Fazit:
'Call Me by Your Name' gehörte dieses Jahr mit insgesamt vier Oscar-Nominationen, darunter auch für den besten Film, zu den grossen Favoriten des prestigeträchtigen Filmpreises. Zu einer effektiven Auszeichnung hat es schlussendlich zwar nicht gereicht, doch immerhin konnte sich der Film von Regisseur Luca Guadagnino einen nachhaltig guten Ruf sichern - und man muss zugeben: Verdientermassen! Tatsächlich weniger wegen seiner Handlung, und vielmehr wegen seiner atmosphärischen Machart und seiner hervorragenden Darstellerleistungen. Diese sind sogar so gut, dass man über ein paar Schwächen in der Inszenierung und der, wenn man ehrlich sein will, doch relativ dünnen und vorhersehbaren Geschichte, einfacher hinwegsehen kann.

Wer die Werke von James Ivory kennt, darunter das in den '80er Jahren entstandene Gay-Drama 'Maurice' mit Hugh Grant, der weiss ungefähr, was ihn bei 'Call Me by Your Name' erwartet, denn das von Ivory verfasste Drehbuch folgt einer ähnlichen Struktur die einerseits klassisch, andererseits auch ein bisschen altbacken und nicht sonderlich innovativ daherkommt.

Das bringt Vor-, aber auch ein paar Nachteile mit sich und während der im Intellektuellen-Milieu angesiedelte Film fast ein bisschen zu prätentiös daherkommt, hat er zumindest den Vorteil, dass seine Figuren - vor allem die von Timothée Chalamet gespielte Hauptfigur - hervorragend charakterisiert sind. Die eigentliche Story wirkt dabei zweitrangig und so erstaunt es dann auch nicht, dass der mit einer Laufzeit von über 130 Minuten etwas zu lang geratene Film schnell ein bisschen vor sich hindümpelt. Wunderschöne Landschaftsaufnahmen von Italien und statueske Close-ups der meist halbnackten Hauptfiguren sind zwar sicher nett anzusehen und tragen viel zur Atmosphäre des Films bei, wirken aber auch vielfach etwas wiederholend und aufgesetzt.

Kommt hinzu, dass der Aufhänger des Films, die Romanze zwischen dem 17-jährigen Elio und dem wesentlich älteren Oliver (der Altersunterschied wird im Film - lobenswerterweise - nicht thematisiert), sich praktisch aus dem Nichts heraus materialisiert und kaum nachvollziehbar ist.

Der Grund: Die Chemie zwischen Chalamet und dem steif spielenden Armie Hammer ist fast nichtexistent. Trotzdem überzeugt der Film in vielen Momenten und während einen eine kuriose Pfirsich-Szene irritiert zurücklässt und 'Call Me by Your Name' schlussendlich mehr ein Film übers Erwachsenwerden, als ein waschechter Schwulenfilm ist, dann holt er einen zu guter Letzt dann doch noch ab, denn allein die herausragend gespielte Szene zwischen Elio und seinem Vater lassen einen die zuweilen stattfindende erzählerische Durststrecke ein wenig vergessen. Alles in allem ein guter und auch gut gemeinter, aber leider auch etwas überhypter Film bei dem Hauptdarsteller Timothée Chalamet jedoch über jeden Zweifel erhaben ist: Er spielt sensationell!

In technischer Hinsicht macht 'Call Me by Your Name' eine sehr gute und hochwertige Figur. Das Bild liefert aufgrund seiner 35mm-Quelle keine Topwerte, kommt dafür umso atmosphärischer und vor allem natürlicher rüber und auch die fast durchgehend vorhandene Körnigkeit sollte für die meisten Zuschauer kein Problem darstellen. Der Ton liefert eine für's Drama-Genre fast schon überdurchschnittlich gute Präsentation ab und punktet nicht nur mit einer guten und natürlichen Räumlichkeit, sondern einer ebenso guten Feindetailwiedergabe. Kommt hinzu,