Kritik & Unser Fazit:
Man muss zugeben, dass das Konzept von Richard Linklaters 'Boyhood' überaus originell ist und in dieser Art einzigartig: Über einen Zeitraum von knapp zwölf Jahren hat der Regisseur einen Film gedreht, der einen heranwachsenden Jungen - vom Kindesalter bis hin zum College - beim Erwachsenwerden begleitet. Was unter anderen Umständen als eine Dokumentation realisiert worden wäre, wird hier im Rahmen einer fiktiven Story erzählt bei der nicht nur die Hauptfigur Mason, sondern auch dessen Familie immer von den gleichen Darstellern gespielt werden - wobei Linklater für sein mehrjähriges und sehr ambitioniertes Projekt auch gleich bekannte Gesichter wie Patricia Arquette und Ethan Hawke verpflichten konnte die im Verlauf des Films genau wie die Jungdarsteller vor den Augen der Zuschauer einen realistischen Alterungsprozess durchmachen.

Die jahrelange Verpflichtung aller Beteiligten ist sicher lobenswert und es ist tatsächlich faszinierend, wie die Darsteller sich im Wandel der Zeit verändern. Schade also, dass es dem Film an interessanten Figuren genauso mangelt, wie an einer guten Geschichte.

Ein roter Faden lässt der Film jedenfalls vermissen und so kommt 'Boyhood' sehr schnell etwas episodenhaft rüber. Die Story mag aus der Perspektive des jungen Mason erzählt werden, aber der Film schafft es nur in ein paar wenigen Momenten, einen Einblick in das Seelenleben des von Ellar Coltrane (etwas steif) gespielten Jungen zu werfen. Vielmehr wird man Zeuge von verschiedenen klischeehaften Familienproblemen bei denen der nichtsnutzige Ex-Ehemann genauso wenig fehlen darf, wie alkoholkranke und gewalttätige neue Ehemänner. Überhaupt beweist die von Patricia Arquette gespielte Mutter ein denkbar schlechtes Händchen wenn es um die Auswahl ihrer Männer geht, aber die Konflikte werden jeweils nur angerissen und deren Auswirkungen auf die Protagonisten höchstens angedeutet - was schnell zu einer gewissen Distanz führt.

Sind die ersten 90 Minuten noch mehr oder weniger sehenswert, verkommt die restliche Laufzeit zu einer filmischen Schlaftablette. Kein Wunder, denn mit einer Länge von 165 (!) Minuten ist 'Boyhood' viel zu lang geraten und nimmt spätestens im letzten Drittel mit seinen endlosen und zäh wirkenden Dialogen prätentiöse Züge an - also genau das Gegenteil der anfänglich lockeren und unbeschwerten Beobachtungshaltung gegenüber Mason und den restlichen Figuren. Da erstaunt es umso mehr, dass 'Boyhood' mit Lob überhäuft worden ist und es fast ein bisschen so scheint, als hätte ein Grossteil der Kritiker einfach nicht den Mut gehabt, über Regisseur Linklater und seinen Film etwas schlechtes zu sagen und man einfach dem positiven Hype um den Film gefolgt ist.

So bleibt's bei einem sicherlich interessanten, ansatzweise auch geglückten filmischen Experiment, das sein Potential aber zu keinem Zeitpunkt so recht auszuschöpfen weiss und zu den mit Abstand langweiligsten Filmen gehört, die wir jemals gesehen haben!

An der technischen Umsetzung des Films haben wir weitaus weniger zu bemängeln. Die hier vorliegende Blu-ray überzeugt mit einem durchgehend guten Film, dessen Werte - trotz der langen Produktionszeit des Films - konsistent und auf relativ hohem Niveau angesiedelt sind. Dass der Ton aufgrund des dramatischen Ausrichtung des Films alles andere als spektakulär ist, dürfte dafür niemanden überraschen. Daher ist hier die frontlastige Art der Abmischung, nicht zuletzt dank der guten Dialogwiedergabe, auch kein Negativfaktor. Wirkliche Abstriche gibt's hier lediglich bei den Extras, denn diese