Kritik & Unser Fazit:
Um Fremdenhass, Vorurteile und Moralvorstellungen dreht sich 'Angst essen Seele auf', dem bis heute - zurecht - hochgelobten Film von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1974. Das zurückhaltende, in teilweise fast statisch wirkenden Bildern gefilmte Melodram mag thematisch auf den ersten Blick etwas veraltet wirken, aber bei genauer Betrachtung fällt auf, dass der passenderweise im konservativen München spielende Film auch heute noch, also 40 Jahre später, an Relevanz nicht das geringste eingebüsst hat. Fremdenhass und Intoleranz ist nach wie vor ein Bestandteil unserer Gesellschaft und dementsprechend ist die Botschaft des Films, der schlicht und einfach zu mehr Toleranz aufruft, auch auf viele der heutigen gesellschaftlichen Probleme anwendbar, denn Hass, Neid und Misstrauen gehören nach wie vor zu unserem alltäglichen Leben.

Die Ausgangslage von 'Angst essen Seele auf' könnte kaum simpler sein: Eine verwitwete und einsame Putzfrau mit einer naiven Faszination für 'den Hitler' verliebt sich in einen 20 Jahre jüngeren marokkanischen Gastarbeiter und wird zur sozialen Aussenseiterin.

Es ist aber genau diese vordergründig simplen Entwicklungen, die eine besonders feinfühlige Beobachtungsgabe voraussetzen um in filmischer Form zu funktionieren und die richtige Wirkung zu erzielen. Fassbinder macht dies auf eine augenscheinlich nüchterne Art und erschafft damit eine umso beklemmendere Atmosphäre wenn Emmi und Ali von allen Seiten Hass und Ablehnung entgegenschlägt. Der unkonventionelle deutsche Filmemacher geht dabei weitaus systematischer vor, als was man es zunächst vermuten würde. So beschäftigt er sich erstmal mit den äusseren Einflüssen und wechselt dann fast schlagartig seinen Blickwinkel auf die innere Dynamik dieser für die damalige Zeit aussergewöhnlichen Beziehung. Diese gerät erst dann in eine Krise, nachdem sich die Wogen im Umfeld der beiden Liebenden etwas geglättet haben.

Der nachhaltige Erfolg des Films hängt aber nicht nur mit Fassbinders hervorragendem Gespür für seine selbst geschriebene Story, sondern vor allem mit den grandiosen darstellerischen Leistungen zusammen. Brigitta Mira könnte in ihrer Rolle als Emmi kaum glaubwürdiger sein und liefert mit ihrem wunderbar anzusehenden und sehr nuancierten Spiel ein Karriere-Highlight ab - sie ist ohne Frage das Herz und die Seele des Films. Nebst bekannten Gesichtern aus Fassbinders Filmwelt, u.a. Barbara Valentin, hinterlässt El Hedi Ben Salem, damals der Lebensgefährte von Fassbinder, einen ebenso bleibenden Eindruck. Das kann man vom Film als Gesamtprodukt aber genauso behaupten, denn wenn man 'Angst essen Seele auf' einmal gesehen hat, dann vergisst man diesen starken deutschen Film, der auch international erfolgreich war, nie mehr.

Dass 'Angst essen Seele auf' als einer der wichtigsten deutschen Filme eine gute Blu-ray Disc Umsetzung verdient hat, versteht sich fast von selbst - und von daher ist es umso erfreulicher, dass das High-def Debut des mittlerweile 40-jährigen Melodrams als sehr gelungen bezeichnet werden kann. Vor allem bei der Bildqualität schneidet Fassbinders Meisterwerk dank einer sehr guten Restauration besonders gut ab und bietet, bis auf ein paar wenige Kompressionsartefakte, so gut wie keinen Anlass zur Kritik. Dass der Ton aufgrund seiner ursprünglichen Mono-Abmischung rein qualitativ ein bisschen eingeschränkt ist, dürfte für niemanden eine Überraschung sein, wobei der Mix trotz