Kritik & Unser Fazit:
Mit 'All I See Is You' hat sich World War Z-Regisseur Marc Forster an einen speziellen, ja man muss fast schon sagen heiklen Stoff gewagt, denn das Beziehungsdrama um eine zunächst blinde Frau und ihren Ehemann will mehr als eben nur ein herkömmliches Drama sein. So gesellen sich zum Drama gleich noch Mystery- und Thriller-Elemente und auch wenn es sicher gut ist, wenn sich ein Film nicht sofort in eine bestimmte Schublade stecken lässt, dann ist es schwer, bei 'All I See Is You' einen konkreten roten Faden zu erkennen - und sei es nur schon deshalb, weil der Film eine an und für sich schon interessante Thematik unnötig verkompliziert und reisserischer darstellt, als es nötig wäre. Trotzdem wirkt der Film irgendwie faszinierend.

So machen Forster & Co. vor allem anfänglich mehr richtig als falsch und bieten dem Publikum einen Einblick in das Leben einer jungen Frau, die sich - nachdem sie als kleines Mädchen durch einen Autounfall erblindet ist - mit ihrem Schicksal arrangiert hat und das beste daraus macht.

Vielleicht experimentiert Forster mit Bildern, die ein bisschen zu prätentiös rüberkommen, aber es steht ausser Frage, dass 'All I See Is You' ein sehr stimmig inszenierter Film ist. Trotz der gelegentlich etwas gekünstelt wirkenden, in langatmigen Einstellungen präsentierten Bildern bekommt man ein authentisch wirkendes Gefühl für den Alltag der blinden Frau. Kaum erlangt die von Blake Lively gespielte Gina ihr Augenlicht mittels einer neuartigen Operation zurück, ändern sich aber nicht nur der Ton des Films, sondern es kommt auch zu einer schleichenden Veränderung in der trauten ehelichen Beziehung und der Film kippt vom zunächst noch relativ konventionellen Beziehungsdrama in eine Psychostudie, bei der die Motivation der Figuren nicht nur schwer nachvollziehbar sind, sondern vielfach schlicht und einfach keinen Sinn ergeben.

Zum Ende hin wird 'All I See Is You' sogar fast ein bisschen absurd und der abrupt wirkende Schluss ist wenig zufriedenstellend. So stellt der Film zwar viele Fragen die zum Teil sogar recht interessant sind, aber er kann die komplexe Thematik nicht wirklich greifbar machen und geht den düsteren Aspekten der menschlichen Psyche, die schlussendlich nur angedeutet werden, weitestgehend aus dem Weg. Wenn man sich schon experimentell gibt, dann hätte man auch durchaus etwas mehr Mut beweisen können. Immerhin können Blake Lively und Jason Clarke mit ihrem soliden, zum Teil recht nuancierten Spiel ein paar Schwächen des Drehbuchs überdecken, aber das ändert nichts daran, dass 'All I See Is You' ein vielfach frustrierendes Unterfangen ist.

Die Blu-ray Umsetzung von 'All I See Is You' macht eine grösstenteils sehr gute und hochwertige Figur, ist stilmittel- und genrebedingt aber teilweise ein bisschen eingeschränkt. So kommt es beim Bild zu diversen bewusst unschärfer gehaltenen Aufnahmen, dafür sind die restlichen Bildwerte jedoch auf recht hohem Niveau angesiedelt. Der Ton fällt zwar eher frontlastig und unspektakulär aus, aber der Gesamteindruck ist dennoch sehr zufriedenstellend. Enttäuschend