Kritik & Unser Fazit:
Tupac Shakur ist nicht zuletzt wegen seinem jungen Tod mit nur 25 Jahren zu einer Lichtgestalt des Hip-Hop geworden. Mit seiner Gangster-Attitüde, seinen unverblümten Texten und seinen Gefängnisaufenthalten sorgte der Superstar der Rap-Szene zwar für viele Kontroversen, aber wurde damit schon zu Lebzeiten zu einer Legende - was durch seinen frühen Tod nur noch verstärkt wurde. Gerade weil Tupac Shakur eine dermassen komplexe Figur war, bietet sich eine filmische Aufarbeitung seines kurzen, aber intensiven Lebens umso mehr an und es überrascht eigentlich, dass Hollywood nicht schon längst eine Biografie produziert hat. Nun, zwei Jahrzehnte nach seinem Tod wird seine Story von Regisseur Benny Boom mit 'All Eyez On Me' aufgegriffen - jedoch längst nicht so ausführlich, wie man es sich von diesem Stoff eigentlich wünschen würde.

Dabei hätte man mit Demetrius Shipp Jr. den perfekten Tupac-Darsteller gefunden, denn der Newcomer ist dem Rap-Superstar regelrecht aus dem Gesicht geschnitten und macht seine Sache, trotz der schauspielerischen Unerfahrenheit, gut - trotz des schwachen Drehbuchs.

Trotz der Laufzeit von 140 Minuten kommt der Film sehr unausgewogen daher. Während die Kindheitsjahre im Umfeld der Black Panther-Bürgerrechtbewegung genauso kurz überflogen werden wie Tupacs Teenagerzeit, wo auch seine künstlerische Affinität nur kurz am Rande thematisiert wird, ist man nach kurzer Zeit schon bei seinen ersten Rap- und Schauspiel-Erfolgen angelangt - was gerade von Zuschauern, die seinen Werdegang nicht kennen, als sehr oberflächlich wahrgenommen werden dürfte. Auch sonst findet der Film praktisch zu keinem Zeitpunkt seinen Fluss, lässt vieles unerklärt oder erwähnt es nur kurz und knapp und verschiedene Zusammenhänge bleiben rätselhaft - fast so, als würden die Macher davon ausgesehen, dass ein Grossteil des Publikums bereits bestens mit Tupacs Story vertraut ist.

So fühlt sich 'All Eyes On Me' oftmals wie ein filmgewordener Wikipedia-Eintrag an und hakt dabei die wichtigsten Lebens- bzw. Erfolgsstationen von Shakur ab. Ein Gefühl für die Person hinter dem Gangster-Image entwickelt man als Zuschauer jedoch zu keinem Zeitpunkt und man muss sich schlussendlich fragen, wie man so viel Potential verschleudern konnte - vor allem auch, weil die Darsteller, insbesonders Demetrius Shipp Jr., einen guten Eindruck hinterlassen. Dass Filmbiografien viel hinzudichten ist eine Sache, hier ist das Problem eher so, dass man zu sehr versucht, sich an die Fakten zu halten und aus Tupac Shakur eine erstaunlich passive und langweilige Figur macht, die den vorhandenen Tiefgang leider weitestgehend vermissen lässt.

Keine Überraschung also, dass sich bei 'All Eyez On Me' dann auch einige Längen einschleichen und auch die gute, wenn auch weitestgehend unspektakuläre Bild- und Tonqualität der hier vorliegenden Blu-ray Umsetzung über die inhaltlichen Schwächen nicht hinwegtäuschen kann. So gibt's am Bild nur wenig auszusetzen und es wird einem eine Präsentation auf gehobenem Niveau geboten, während der Ton vielleicht nicht unbedingt über die beste Balance verfügt, ansonsten aber vor allem bei den Musik-Einlagen mit einer deutlich gesteigerten Räumlichkeit