Daten:

Startdatum Kino:
9. Februar 2017 (CH)
4. Mai 2017 (D)

Laufzeit:
108 Minuten

Originaltitel:
A Monster Calls

Regie:
J.A. Bayona

Darsteller:
Lewis MacDougall
Sigourney Weaver
Felicity Jones
Liam Neeson
Toby Kebbell
Ben Moor
James Melville
Oliver Steer


Genre:
Drama / Fantasy

 
Review von Thomas Raemy
Aufgeschaltet am: 3.5.17

Cover-Artworks und Bilder © und Eigentum von Studio Canal
 

Auf blurayreviews.ch geht es in erster Linie zwar um das hochauflösende Homevideo-Format Blu-ray Disc (inklusive Blu-ray 3D und 4K Ultra HD-Disc), aber das hält uns selbstverständlich nicht davon ab, hin und wieder ins Kino zu pilgern und die neuesten Kinofilme schon vorab ein bisschen genauer unter die Lupe zu nehmen. Hier geht's ausnahmsweise nur um den Film selbst!

 
Filmplakat:

Kino Review:
Sieben Minuten nach Mitternacht
'Sieben Minuten nach Mitternacht' von Das Waisenhaus-Regisseur J.A. Bayona, er arbeitet im Moment an der Fortsetzung zu Jurassic World, gelingt mit seinem Film die schwierige Aufgabe, ein Gleichgewicht zwischen zwei erzählerischen Extremen zu schaffen. Einerseits ist der Film extrem metaphorisch, andererseits überaus direkt in seiner Herangehensweise. So direkt, dass die beiden komplexen Erzählebenen dennoch zu einem harmonischen Ganzen verschmelzen können. Das Hauptthema des Films könnte man so zusammenfassen: Trauer bzw. der Umgang mit dem Unausweichlichen und die Schwierigkeit, trotz des grossen Schmerzes und der schier unüberwindbaren Verlustangst, einen Sinn in der zunächst sinnlos wirkenden Situation zu finden.

Der Film, der auf einer Bestseller-Romanvorlage von Autor Patrick Ness basiert, befasst sich mit den fundamentalsten menschlichen Themen, und schafft es dennoch, diese auf unterhaltsame, wenn auch nicht immer einfach verdauliche Art und Weise auf die grosse Leinwand zu bringen.

Sorgenfrei kann man das Leben des jungen Conor (Lewis MacDougall) nicht nennen: Seine Mutter (Felicity Jones) ist schwer krank, er fürchtet seine strenge Grossmutter (Sigourney Weaver), bei der er jetzt leben soll, und die grossen Jungs, die ihn in der Schule verprügeln. Aber am schlimmsten ist der dunkle Albtraum, der ihn jede Nacht quält. Doch plötzlich wird alles ganz anders: Als er wieder einmal schweissgebadet aufwacht, hat sich die alte Eibe vor seinem Fenster in ein riesiges Monster verwandelt - und spricht zu ihm. Conor begreift schnell, dass er vor dem Baum keine Angst haben muss. Stattdessen beginnt das Monster, ihm drei Geschichten zu erzählen. Immer um sieben Minuten nach Mitternacht trifft Conor das Monster, und seine Geschichten begleiten ihn auf dem Weg zu der ganzen Wahrheit hinter seinem Schmerz.

Allein an der Story-Zusammenfassung erkennt man, dass 'Sieben Minuten nach Mitternacht', im englischen Original als 'A Monster Calls' bekannt, alles andere als traditionelles Unterhaltungs-Kino ist. Es sind zwar Fantasy-Elemente enthalten und zudem werden die Erzählungen des Baums in atmosphärisch inszenierten Handzeichentrick-Animations-Sequenzen dargestellt, aber tatsächlich handelt es sich um ein waschechtes und zuweilen an die Nieren gehendes Drama.
 
 
 

Das Design des Baummonsters mag an die Ents aus der Herr der Ringe-Trilogie erinnern und lässt zudem auch ein paar Erinnerungen an Groot aus Guardians of the Galaxy wach werden, aber damit hören die Vergleiche auch schon auf. Von einem wirklichen Charakter kann beim Baummonster ohnehin nicht gesprochen werden, denn vielmehr handelt es sich um ein Symbol. So versinnbildlicht der Baum mit seinen Geschichten die innere Stimme der Hauptfigur und gibt dem jungen Conor die Möglichkeit, sich seinen Ängsten zu stellen. Der elegant konstruierte Film mag Momente enthalten, die alles andere als einfach zu verdauen sind, aber Regisseur Bayona schafft es interessanterweise dennoch, seinem Film etwas leichtfüssiges zu geben. So hat hier auch etwas Humor seinen Platz und lockert die angespannte Atmosphäre immer wieder auf.

Auch am nötigen Feingefühl mangelt es Regisseur Bayona nicht und so nimmt er sich genug Zeit zur Charakterisierung seiner Figuren. Zeit wird aber nicht verschwendet und dementsprechend schleichen sich bei 'Sieben Minuten nach Mitternacht' auch keine Längen oder Hänger ein.

Keine Selbstverständlichkeit bei einem Film mit einer solch schwierigen Thematik. Hilfreich ist jedoch nicht nur das gute Verständnis des Regisseurs für das Material und die gute Vorlage und Drehbuch-Umsetzung, sondern auch die Besetzung. Diese hinterlässt durchs Band einen hervorragenden Eindruck und punktet nicht nur mit einigen namhaften Gesichtern, sondern auch in Form des bislang unbekannten Lewis MacDougall. Der Jungdarsteller spielt dabei sogar Sigourney Weaver und Felicity Jones regelrecht an die Wand und überzeugt zudem auch bei der Interaktion mit dem animierten, im englischen Original von Liam Neeson gesprochenen Baum.

Was bleibt ist ein Film-Erlebnis, das zum Nachdenken anregt und einen noch eine ganze Weile begleitet. Ein zwar alles andere als einfacher Film, aber gerade das macht 'Sieben Minuten nach Mitternacht', der zwar düster, aber hoffnungsvoll ist, zu einem umso grösseren Kino-Gewinn!

Unsere Wertung:
Wer ausserdem ein bisschen über den Film mitdiskutieren will, darf das natürlich auch gerne auf unserer Facebook-Site machen. Ein Blu-ray Disc Release (Deutschland) wurde für Oktober 2017 angekündigt. Der Titel kann bei unserem Online-Partner Amazon.de bereits vorbestellt werden.
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Szenenbilder: